Richard David Precht trifft die Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Sie sprechen über Moral, Krieg und Klima-schutz. Und darüber, wie man optimistisch bleibt in schweren Zeiten. Für viele junge Leute spielen moralische Werte heute eine deutlich wichtigere Rolle als für frühere Generationen. Moralische Anschauungen werden eng verbunden mit sozialem, ökologischem, ökonomischem und politischem Handeln. All dies findet sich in der Klimafrage wieder: Was ist eine gerechte Politik und welche Haltung sichert der Menschheit ihr Überleben?
Greta Thunberg ist die Ikone der weltweiten Klimabewegung. 2018, im Alter von 15 Jahren, begann sie in Stockholm für mehr Klimaschutz zu streiken. Greta Thunberg bemängelt, dass die Klimakrise immer noch nicht als wirkliche Notlage behandelt werde. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass dies durchaus möglich sei. Auch der Krieg dürfe nicht dafür sorgen, dass die Klimakrise aus dem Fokus gerät: „Jeder Krieg ist ein Desaster. Auf ganz vielen Ebenen. Aber wir müssen in der Lage sein, uns mit verschiede-nen Dingen zur selben Zeit zu beschäftigen.“
Wenn wir ehrlich sind, haben wir den Kampf längst verloren: Wir werden den Klimawandel nicht mehr aufhalten und mit drastischen Umbrüchen leben müssen. Gert Scobel diskutiert mit Gästen.
06.03.2023
Tom Bischof, als Geschäftsführer der Vogelschutzorganisation Birdlife Graubünden kennen Sie sich in Sachen Vogelfütterung aus. Raten Sie davon ab, Wildvögel zu füttern?
Grundsätzlich ist eine Vogelfütterung auch im Winter nicht zwingend nötig. Wenn man denkt, man könne Vogelarten damit vor dem Aussterben retten – das ist nicht so. Die Fütterung kann aber natürlich positive Effekte haben: wenn man beispielsweise mehr in Kontakt kommen möchte mit den Tieren. Oder gerade auch, wenn man Kindern die Vogelwelt näherbringen will. Wichtig ist dann aber, dass man die heute überall erhältlichen Wildvogelmischungen verwendet und nicht Speiseresten oder Brot. Futterstellen sollten zudem möglichst hygienisch sein, um das Übertragen von Krankheiten oder Parasiten zu vermeiden.
Gilt es bei der Fütterung noch andere Gebote zu beachten?
Wenn man einmal mit dem Füttern angefangen hat, sollte man keinesfalls mitten im Winter wieder damit aufhören. In diesem Fall könnte es sein, dass einzelne Vögel verhungern. Sie müssen sich ja auch auf ein Nahrungsangebot einrichten können. Wenn sie eine regelmässige Futterquelle haben, bleiben gerade die sogenannten Kurzstreckenzieher wie Meisen oder Buchfinken gerne in ihrem Brutgebiet, während sie sich sonst bei Nahrungsknappheit anderswo Futter suchen würden. Fehlt dann die Fütterung plötzlich, kommen sie in Schwierigkeiten. Man muss also schauen, dass ständig Futter vorhanden ist.
Und wenn die nicht von allen Leuten gern gesehenen Bergdohlenschwärme in Siedlungsgebieten auftauchen?
Bei den Bergdohlen gehört es zum natürlichen Verhalten, dass sie sich winters – wenn das Futterangebot in der Höhe knapp oder gar nicht vorhanden ist – in Schwärmen sammeln und in tiefere Lagen kommen. Sie merken schnell, dass es gerade in Siedlungsgebieten oft Futterquellen hat. In Dörfern fängt man deshalb mit der Fütterung im Fall der Dohlen am besten gar nicht erst an und man schützt besser auch die Singvogel-Futterstellen vor ihnen. Auch, um Probleme mit der Nachbarschaft zu vermeiden, denn Dohlen können viel Kot hinterlassen oder sogar Balkonpflanzen zerstören. Aber wenn jemand abseits wohnt, ist gegen eine artgerechte Winterfütterung nichts einzuwenden.
Die Fragen stellte Jano Felice Pajarola in der Südostschweiz am 06.03.2023
Eine sachgemässe Zufütterung in Zeiten mit Nahrungsmangel kann gewissen Kleinvögeln im Siedlungsbereich das Überleben erleichtern, vor allem im Winterhalbjahr. Es ist jedoch – ausser bei Dauerfrost und längeren Schneeperioden – aus biologischer Sicht nicht unbedingt notwendig. Die Arten, die ans Futterhaus kommen, sind in der Schweiz durchwegs nicht gefährdet und an die bei uns herrschenden Lebensbedingungen angepasst. Seltene und gefährdete Arten der Roten Liste kommen dagegen kaum an die Futterstellen. Das vorrangige Ziel für den Schutz einer artenreichen Vogelwelt ist deshalb die Förderung von vielfältigen und intakten Lebensräumen, welche auch den Insektenfressern unter den Vögeln im Sommer genügend Nahrung bieten.
Futterstellen bieten eine gute Gelegenheit, Vögel aus der Nähe zu beobachten und ermöglichen schöne Naturerlebnisse. Deshalb ist gegen ein sachgemässes und massvolles Füttern im Winter nichts einzuwenden, wenn wir uns gleichzeitig auch für die dringenden Natur- und Vogelschutzprobleme einsetzen.